Zu Hause in Obernkirchen - Der
„über-30-jährige“.
Eigentlich wollte ich nur kurz in Obernkirchen
jobben, Geld verdienen in den Ferien. Aus den geplanten drei Wochen sind
nunmehr über 30 Jahre geworden, in denen Obernkirchen und das Schaumburger
Land für mich mehr als nur eine zweite Heimat geworden sind.
Am 6. September 1969 setzte ich mich
in Foggia in den Zug. In der Tasche hatte ich nicht mehr als einen Zettel
mit der Anschrift meines Freundes in Obernkirchen. Wo genau dieses Obernkirchen
liegt wusste ich nicht. Irgendwo in der Nähe von Hannover. Also steige
ich dort auch aus dem Zug. In der Bahnhofshalle höre ich neben dem
mir völlig unbekannten Deutsch auch meine Landessprache. Also spreche
ich den mir unbekannten Mann an. Wie es der Zufall (oder das Glück)
will, handelt es sich um einen Gastarbeiter, der in Obernkirchen lebt.
Der Mann nimmt mich mit nach Obernkirchen. An der Post trennen wir uns
und ich bin alleine in Obernkirchen. Einem Passanten zeige ich meinen Zettel
mit der Anschrift meines Freundes. Und schließlich lande ich dort,
wo ich zu Beginn meiner Reise hin wollte.
Zunächst jobbe ich einige Zeit
bei der Fa. Heye-Glas, wie so viele meiner Landsleute. Nicht zuletzt hat
Heye-Glas „Schuld“ daran, dass ich jetzt seit über dreißig Jahren
hier bin. Man bietet mir schon nach einigen Tagen eine Ausbildung an, die
ich annehme. Ich ziehe in ein Zimmer in den Werkshäusern an der Piepenbreite.
In Sprachkursen lerne ich deutsch und bleibe 18 Jahre bei Heye-Glas.
1986 mache ich mich mit einem italienischen
Restaurant in Stadthagen selbständig. Wohnen bleibe ich aber in Obernkirchen,
weil es hier so schön ruhig ist.
1993 kehre ich geschäftlich nach
Obernkirchen zurück. Dort übernehme ich die ehemalige Pizzeria
„UNO“ in der Friedrich-Ebert-Straße und aus dem „UNO“ wird das Bistro
„DA MICHELE“. Und das ist heute nicht nur ein Treffpunkt meiner italienischen
Landsleute. Viele Deutsche zählen zu meinen Stammgästen und fühlen
sich bei einem Espresso oder Cappuccino wie in Italien. ... und so soll
es bleiben! |